Führungskompetenzen: ein eher sperriges Wort, das in der heutigen Arbeitswelt aber eine große Rolle spielt. Während „der Chef“ in der Vergangenheit oft als autoritär auftretender, alles allein bestimmender Machtmensch gesehen wurde, sind heute eine Vielzahl von Führungsstilen, Konzepten und Führungspersönlichkeiten in Unternehmen anzutreffen. In diesem Artikel wollen wir einen Blick darauf werfen, was man unter dem sperrigen Begriff „Führungskompetenzen“ versteht, warum diese in Teams und Unternehmen – nicht nur in den obersten Chefetagen – so wichtig sind und was jede:r Einzelne tun kann, um sich diese Fähigkeiten anzueignen oder bestehende Kompetenzen zu erweitern.
Führungskompetenzen: Was ist das?
Für jede:n Mitarbeiter:in eines Unternehmens gilt: Fachliche Kompetenzen sind für die Ausführung der täglichen Arbeit unerlässlich, für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit anderen benötigt man jedoch auch soziale Fähigkeiten. Dieser soziale Aspekt wird umso wichtiger, wenn eine Person als Führungskraft Mitarbeitende lenken und leiten soll. Dazu benötigt sie verschiedene Fähigkeiten - als besonders wichtig werden oft die folgenden Kompetenzen angesehen:
1. Empathie, Kommunikations- & Kompromissbereitschaft:
Eine gute Führungskraft steht im ständigen Austausch mit den anderen Beteiligten, kommuniziert transparent und fair, hört sich Meinungen und Vorschläge aufmerksam an und berücksichtigt diese bei Entscheidungen. Dabei ist es wichtig, sich in die Sichtweise anderer hineinzuversetzen.
2. Zielorientierung & Entscheidungsfreude:
Führungspersönlichkeiten haben realistische, klare Ziele vor Augen, freuen sich mit ihren Mitarbeitenden über die Erreichung von kleinen und großen Schritten auf dem Weg und treffen die nötigen Entscheidungen, um ans Ziel zu gelangen. Dabei steht nicht die Selbstpräsentation der Führungskraft im Mittelpunkt, sondern das gemeinsam erreichte Ergebnis.
3. Teamfähigkeit & Wertschätzung:
Erfolgreiche Teams werden oft von Personen geführt, die sich als Teil der Gruppe verstehen und die Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder kennen, schätzen und fördern. Sie übertragen Verantwortung auf andere, treffen klare Absprachen zu Aufgabengebieten und unterstützen die Eigeninitiative von Mitarbeitenden. Empowerment ist hierbei zu einem Schlagwort geworden, das jedoch keine leere Worthülse bleiben, sondern durch das Verhalten der Führungskraft mit Leben gefüllt werden sollte.
4. Lernbereitschaft & Kritikfähigkeit:
Wer nur „Dienst nach Vorschrift“ machen möchte, ist in einer Führungsrolle heutzutage eher in der falschen Position: Eine moderne Führungskraft zeichnet das ständige Streben nach Verbesserung aus, die beispielsweise durch Selbstreflexion und konstruktives Feedback erreicht wird. Dabei geht es einerseits darum, Mitarbeitenden Rückmeldungen zu geben, aus denen sie etwas lernen, und sie für positive Entwicklungen zu loben, andererseits aber auch darum, kritikfähig zu sein und selbst Feedback einzuholen.
5. Vorbildfunktion & Verantwortungsbewusstsein:
Vorbildliche Führungskräfte sind sich darüber bewusst, dass sie (vor-)leben sollten, was sie von ihren Teammitgliedern erwarten: Das gilt für eine positive Arbeitseinstellung im Hinblick auf Motivation und Disziplin ebenso wie für soziale Werte wie Gerechtigkeit und die Fähigkeit, Fehler einzugestehen. Nur ein:e Vorgesetzte:r, die/der Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt, schafft Vertrauen und animiert andere, aus Fehlern zu lernen.
Warum sind diese Kompetenzen so wichtig?
Früher waren es Arbeitnehmer:innen gewohnt, in hierarchisch geprägten Unternehmen mit starr definierten Positionen und festen Zuständigkeiten zu arbeiten. Heute gibt es mehr und mehr Firmen, die auf neue Konzepte wie laterale Führung (ohne Weisungsbefugnis) oder Holokratie (Selbstorganisation von Gruppen ohne Hierarchie) setzen. In Teams, die sich selbst organisieren, ist jede:r Chef:in – dementsprechend ist es auch für alle Mitglieder wichtig, über die nötigen Fähigkeiten zu verfügen.
Gleichzeitig gilt heute mehr denn je: Nur wer sozial kompetent ist, hat in modernen Unternehmen die Chance, als Führungspersönlichkeit wahrgenommen zu werden. Aufstiegschancen und Karriereschritte sind häufig daran geknüpft, wie gut eine Person die Rolle als Führungskraft ausfüllt – fachliche Kompetenzen sind dabei meist nicht das einzige relevante Kriterium.
Wie kann sich jede:r Einzelne diese Fähigkeiten aneignen?
Führungskompetenzen kann man täglich trainieren – nicht nur, wenn man bereits eine leitende Position innehat oder dieser Karriereschritt bald bevorsteht, sondern auch, wenn man beispielsweise in agilen Teams arbeitet. Dabei spielt das Thema Reflexion eine wichtige Rolle: Eine Kollegin, die konstruktives Feedback gibt und dieses auch für sich selbst aktiv einholt, die ihr eigenes Handeln und das ihrer Mitmenschen empathisch hinterfragt, wird diese Vorgehensweise auch als Führungskraft beibehalten. Um dies zu ermöglichen, ist es ratsam, immer wieder Abstand zu gewinnen zum Arbeitsalltag: Dieser „Blick von außen“ sollte regelmäßig durch aktive Pausen sowie eine gesunde Balance zwischen Job und Freizeit gefördert werden. Nur wer einen Ausgleich zum oft stressigen Arbeitstag hat, kann auf Dauer verantwortungsbewusst, lernbereit und wertschätzend mit anderen Menschen zusammenarbeiten. Zudem ist es hilfreich, sich positive Vorbilder zu suchen, die einen guten Führungsstil pflegen, um von diesen Personen zu lernen. Das Konzept der Mentorin bzw. des Mentors, die/der bei der Verbesserung von Führungskompetenzen unterstützt, bietet dabei besonders großes Entwicklungspotenzial. Darüber hinaus helfen individualisierte Trainings oder Coachings bei der Entfaltung des eigenen Potentials. Darin zeigt sich wie oben erwähnt die essentielle Kompetenz der Lernbereitschaft: Gute Führungskräfte nutzen jede Gelegenheit, um sich weiterzubilden und die eigenen Fähigkeiten zu erweitern.
Führungskompetenzen – unerlässlich in der modernen Arbeitswelt